Es gibt Orte, da will man unbedingt hin. Dann gibt es Orte, die man nur zum Umsteigen aufsucht und von denen man schnellstens weg will. Und dann gibt es noch Orte wie Ipoh in Malaysia. Wir sind eigentlich auf der Durchreise von den Cameron Highlands (wo alle Reisenden hin wollen) nach Penang (wo auch alle Reisenden hin wollen). Wir haben es nicht eilig und nehmen uns zwei Tage Zeit für einen Zwischenstopp, um die Stadt zu erkunden.

Der erste Eindruck ist vielversprechend. Rund ums Bahnhofsviertel, wo wir uns einquartiert haben, kann Ipoh sich wirklich sehen lassen: Wir wandern an bestens erhaltenen Kolonialbauten vorbei und entdecken entzückend geschmückte kleine Seitenstraßen, die uns ans gemütliche Hoi An erinnern. An den Hauswänden hat sich derselbe talentierte StreetArtist ausgetobt wie in Georgetown auf der Insel Penang – wundervoll. Die Fotomotive überbieten sich förmlich gegenseitig.

Der zweite Eindruck bringt uns ins Grübeln: Leere Ladenlokale und geschlossene Museen säumen die Straßen. Was hier los ist? Je nach Uhrzeit sagt man uns, die Läden seien “noch nicht” oder “nicht mehr” geöffnet. Die Zinnförderung, die die Stadt im letzten Jahrhundert rasant hat wachsen lassen, ist längst zum Erliegen gekommen; ganze Straßenzüge sind wie ausgestorben. Streckenweise bewegen wir uns durch eine Geisterstadt.

Auf einem Bürgersteig entdeckt Theo einen echten VW Käfer, gefühlte vierzig Jahre alt. Begeistert rennt er auf und ab und streichelt es liebevoll: “Auto! Auto!” Wenig später kommt der Besitzer um die Ecke, ein netter Chinese, der unseren kleinen Autonarr einsteigen und auf die Rückbank krabbeln lässt. Wo man hier gut essen kann, wollen wir wissen. Er beschreibt uns zunächst den Weg zum chinesischen Street Food Market. Dann überlegt er es sich anders, packt uns kurzerhand ein und fährt uns hin. Vor Ort gibt es DimSum und andere frittierte Köstlichkeiten.

Gleich um die Ecke entdecken wir außerdem die Ipoh Parade, eine Einkaufsmall, die einen wunderbaren Indoor-Spielplatz beherbergt. Ach, wie schön ist Malaysia.

Am zweiten Tag blättern wir durch die Prospekte der Touristeninformation (in Bahnhofsnähe). In den Kalksteinfelsen rund um die Stadt ist eine Reihe chinesischer Tempel erbaut worden. Das müssen wir sehen. Wir reisen heute per Uber und zahlen dafür unter neun Euro. Für alle sechs Fahrten zusammen, wohlgemerkt. Die Tempel sind eine Tagestour für sich. Durch die lichtdurchfluteten Höhlen laufen nur einige chinesische Touristen. Wir schlendern durch idyllische Parkanlagen und sind einigermaßen erstaunt, dass es hier so viel zu sehen gibt und so wenige, die es sehen wollen.

Am letzten Tag finden wir noch einen üppigen Spielplatz und stöbern zuletzt durch einige Läden. An Souvenirs nehmen wir lediglich eine Packung White Coffee mit, das kann Florian sich einfach nicht entgehen lassen. Alles andere passt nicht mehr ins Gepäck.

Fazit

Ipoh atmet die Poesie der Verlassenheit. Trotzdem kein schlechter Ort für Elternzeitreisen: Die Parkanlagen rund um die Stadt und der Indoorspielplatz sorgen für entspannte Ruhetage in der Stadt. Nach Essen muss man vielleicht ein wenig suchen, die Distanzen sind per Uber schnell überbrückt. Im Cititel haben wir hervorragend gewohnt und die breite Filmauswahl genossen. Wer ein bisschen Auszeit vom Touristentrubel sucht, kann hier ohne Probleme ein paar Tage zubringen.

 

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