Die häufigste Frage vor unserer Abreise war: “Und das traut Ihr Euch?” Die häufigste Frage während unserer Reise dagegen lautete: “Und, ist das Reisen mit Kleinkind eigentlich schwierig?” Diese Frage stellen uns vor allem Locals oder Backpacker, mit denen wir unterwegs ins Gespräch kommen. Jetzt, zum Ende unserer Reise, können wir dazu ein Fazit ziehen. Es lautet natürlich: “Jein…”

Zunächst zum “Ja”-Teil. Ja, ein Kleinkind ist ein ziemlich anspruchsvoller Mitreisender. Der bei jedem Bordstein Hilfe braucht. Der sein Gepäck nicht selber trägt. Der nachts wach wird und plötzlich unterhalten werden will. Der tagsüber spontan entscheidet, dass die lang geplante Stadtführung total blöd ist. Und sie dann kurzerhand und lautstark abbläst. Ein Kleinkind hat besondere Bedürfnisse z. B. nach Mittagsschlaf, einfachem Essen oder Zeit auf dem Spielplatz. Wenn diesen Bedürfnissen nicht Rechnung getragen wird, leidet die ganze Reisegruppe darunter. Also wir, die Eltern.

Für Backpacker ohne Kinder hört sich das vermutlich wirklich “schwierig” an. Für alle, die selbst Kinder haben, gehören diese Momente aber irgendwie zum Alltag. Sie fallen uns teilweise gar nicht mehr auf (wenn wir von den richtig harten Nächten mal absehen).

Eigentlich muss die Frage also anders betrachtet werden. Denn wir haben ja gar nicht die Wahl, eine Reise ohne oder mit Kleinkind zu machen. Wir haben vielmehr die Wahl, mit Kleinkind entweder zu reisen oder zu Hause zu bleiben. Was von beidem ist nun “schwieriger”?

Zu Hause gibt es immerhin eine feste Baby-Infrastruktur: Wickeltisch, Hochstuhl, kindersichere Steckdosen usw. Das meiste davon kriegt man unterwegs aber ersetzt: Die mobile Wickelunterlage passt auch aufs Bett und alle Nase lang haben Cafés, Hotels etc auch einen Hochstuhl für kleine Gäste. Einen Kinderarzt haben wir bei Bedarf auch immer gefunden. Kinder gibt es überall auf der Welt und den täglichen Babybedarf auch.

Das führt zum “nein”-Teil unserer Antwort. Auf der Reise fallen nämlich folgende Herausforderungen komplett weg, denen wir uns zu Hause regelmäßig stellen müssen:

Hausarbeit: Kochen, Putzen, Wäsche waschen – alles das machen die Leute im Hotel / Hostel für uns, in der Suppenküche und in der Wäscherei. Wir müssen nicht mal selber Auto fahren. Wie entspannend!

Job. Wir haben weder Chefs noch Aufgaben. Wir müssen Theo nirgends zeitlich “dazwischen schieben” und die Familie mit nichts anderem “vereinbaren”.

Termine. Wir müssen niemanden treffen und fast nichts koordinieren. Das meiste, was wir uns vornehmen, tun wir außerdem alle zusammen. Wir brauchen nicht lange im Voraus planen, wer wann wo ist und was währenddessen mit dem Kind passiert. Wenn Anne zum Yoga oder Florian zur Tanzaufführung gehen will, hat der jeweils Andere immer Zeit, auf Theo aufpassen.

Auf der Reise fällt also genau das weg, was der Familienzeit sonst immer im Weg steht. Was das Leben mit Kind “schwierig” macht. Bei nüchterner Betrachtung musste man also sagen: nichts wie weg!

Natürlich ist nicht alles einfacher als zu Hause. Hier zwei Beispiele:

Reisetage. Theo ist kein Fan von Bussen, Taxis usw, wir deswegen auch nicht. Still sitzen bedeutet für ihn Stress und erfordert eine Menge Ablenkung und / oder Geduld.

Sich zurechtfinden. Überall, wo wir hinkommen, müssen wir passendes Essen auftreiben und einen Platz zum Herumlaufen finden, wenn es im Hotel keinen gibt.

Manches ist also durchaus schwieriger. Das ist aber nicht die einzige Frage, auf die es für uns ankommt. Mindestens genauso entscheidend ist für uns die Frage: Was ist schöner?

Wir haben Zeit als Familie und nutzen unsere ganze Energie füreinander. Wir müssen sie nicht in Arbeit oder andere Aufgaben stecken. Familienzeit könnte man natürlich auch zu Hause verbringen. Aber dort würde uns doch irgendwann die Decke auf den Kopf fallen. So können wir noch etwas von der Welt sehen während Theo bekommt, was er am meisten braucht. Mama UND Papa.

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