Während der zwei Wochen in Ubud wohnten wir in Homestays, privaten Gästehäusern. Dort haben wir nicht nur die balinesische Architektur bestaunt, sondern auch einen – sehr kleinen – Eindruck vom Leben unserer Gastgeber gewonnen.
Tour durch ein Anwesen in Ubud
Die Familien der gehobenen Mittelschicht, bei denen wir untergebracht waren, leben weniger in zusammenhängenden Wohnungen, sondern in einzelnen kleinen Steinhäusern mit jeweils nur einem Raum. Der Name “Bungalow” ginge an den prunkvollen Verzierungen der Häuser völlig vorbei. Anders als bei uns richtet man vor vor allem die Außenseite ein. In einem Anwesen, das wir im Folgenden vorstellen, wurden gerade Wandvertäfelungen mit Motiven der hinduistischen Mythologie hergestellt.
Sechs bis acht Steinmetze waren dazu durchgehend im Einsatz. Ein kostspieliges Projekt, wie mit der Besitzer versicherte: Die nächste, bislang unbearbeitete Fassade ist frühestens nächstes Jahr dran.
Jedes Anwesen hat sein spirituelles Zentrum, den Tempel. Wobei sich anscheinend manchmal auch mehrere Familien einen Tempel teilen. Zweimal täglich werden den Göttern kleine Opfergaben dargebracht.
Das gerade in Arbeit befindliche Gebäude ist auf zwei Seiten offen. Hier werden wichtige Zeremonien, die das Leben der Menschen betreffen (z. B. Heirat) abgehalten.
Das Gebäude gegenüber, auf der anderen Seite des Tempeleingangs, hat ebenfalls eine rein rituelle Funktion. Wie wir es verstanden haben, verschließt man dort Gerätschaften, die für die Zeremonien gebraucht werden und möglichst nicht mit profanen Gegenständen in Kontakt kommen sollen.
Die anderen Gebäude beinhalten die Wohnräume. Das Haus auf der Nordseite direkt am Tempel ist der Ehrenplatz und daher den Älteren vorbehalten. In den Häusern auf der Ost- und Südseite wohnt der Rest der Famlie.
Die Terrasse ist im Verhältnis zum Haus dahinter ziemlich groß. Sie dient als Wohnzimmer: Man schläft drinnen, lebt aber draußen. Auch die zentrale Küche, wo für die ganze Familie gekocht wird, liegt unter freiem Himmel.
Mit Kleinkind zu Gast: das Problem mit dem Teilen
In zwei der drei Homestays, in denen wir übernachtet haben, hatten die Gastgeber-Familien selbst kleines Kind. Für Theo war das erst mal toll, weil er plötzlich viele Spielzeugautos und Bobbycars mitbenutzen durfte. Aber eben nur zeitweise, bis der dreijährige Eigentümer die Nase voll hatte und alle möglichen Eifersüchteleien auf beiden Seiten losgebrochen sind. Merke: Kinder haben zwar keine Vorurteile, mit dem Teilen ist es trotzdem nicht weit her.
In unserer letzten Bleibe fanden wir dann einen Wagen, den die kleine Ukrainerin in Theos Alter nicht mehr benutzen wollte. In Rosa und mit Einhorn vorne dran. Unser kleiner Mann war im Himmel. Für ein paar Tage, bis der Wagen plötzlich wieder uninteressant war.
Empfehlungen
Da wir Theo nicht von einer Ausstellung in die nächste schleifen können, verbrachten wir in der Unterkunft jeden Tag ziemlich viel Zeit. Darum haben wir im Zweifel lieber ein paar Euro mehr ausgegeben, wenn Theo dadurch Raum zum Laufen und Spielen gewinnen konnte.
Homestays gibt es in ganz Ubud. Ab ca. 250.000 IDR bekommt man einen ordentlichen Standard geboten (Ubud war für uns der einzige Ort in Bali ganz ohne Kakerlake im Zimmer). Ab 300.000 IDR kann man durchaus mit einem Pool rechnen. Das Frühstück ist meist etwa so üppig wie der Preis. Meistens konnten wir noch um bis zu 50.000 IDR verhandeln.
Wir waren durchgehend in der Gang Anila, einer Seitengasse zur Jl Hanoman. Von dort sind viele Ziele in Ubud gut zu Fuß zu erreichen, außerdem gibt es ein Warung mit unschlagbar günstigem Essen.