Ubud liegt im Zentrum Balis – nicht nur geografisch, sondern vor allem kulturell. Architektur, Ritus, Tanz und Musik bewahren den Zauber vergangener Jahrhunderte. Ubud ist der Ort, um sich verwandeln zu lassen und das Gleichgewicht zu finden: Yoga, Meditation und Geistheilung gehören ebenso zu Ubud wie das schier grenzenlose vegane, glutenfreie Bio-Fairtrade-Detox-Angebot. Sogar die Mülltrennung wird per Aushang einwandfrei erklärt – da hüpft das deutsche Urlauber-Herz.

Ubud ist der Ort, endlich Neues auszuprobieren und ein wahres Mekka für Aussteiger, Glückssucher und Alternative. Denn neben erlesenen Cafés und exquisiten Boutiquen ist auch fürs Backpacker-Budget immer wieder was dabei. Kurz: Über Ubud schreibt man leichter euphorisch als nüchtern.


Auch uns hat es irgendwie doch noch gepackt.
Zugegeben: Wegen der aufdringlichen Taxifahrer und Verkäufer sind wir nicht sofort mit Ubud warm geworden.  Außerdem ist fas Stadtbild auf den ersten Blick längst nicht so ansprechend wie z.B. in Hoi An. Unser erster Aufenthalt dauerte darum nur drei Tage. Dafür bleiben wir beim zweiten Besuch ganze zwei Wochen – so lange hat es uns an keinem anderen Ort auf unserer Südostasien-Reise gehalten.

An- und Abreise

Tägliche Shuttlebusse verbinden Ubud mit praktisch jedem anderen Reiseziel auf Bali zu verträglichen Preisen. Da keine Fahrt länger als 1-2 Stunden dauert, war der Shuttlebus für Theo kein großes Problem. Tickets (inklusive Anschlussfähre z. B. nach Gili oder Lombok) gibt es bei den vielen Travel agencies. Preise Vergleichen lohnt sich.

Am bequemsten und teuersten ist natürlich der Private Car. Die Preise muss man selbst aushandeln. Wir haben von Kuta 200.000, von Bedugul aus 250.000 IDR nach Ubud bezahlt.

Vom Süden Balis fährt auch ein moderner “public bus” bis Ubud, der nicht mit den Bemos zu verwechseln ist. Vielmehr hat er ein festes Streckennetz und feste Ticketpreise. Wir haben ihn aber nie benutzt.

Infrastruktur

Der Ortskern besteht im Wesentlichen aus dem Karree aus Jl Hanoman, Jl Raya Ubud und Monkey Forest Road. Innerhalb dieser Grenzen liegen praktisch alle Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in Laufreichweite.

Der Straßenverkehr fließt äußerst langsam und für Autos meist nur in eine Richtung. Taxis verlangen auch innerhalb des Ortskerns mindestens 40.000 IDR pro Fahrt. Die Wägen der taxametertreuen BlueBirdGroup verirren sich leider allenfalls auf der Durchreise nach Ubud.

Unterkunft

Neben Hotels verschiedener Preisklassen ist in Ubud vor allem das Homestay die Unterkunft der Wahl. Homestays sind Gästehäuser, die die Anwohner auf ihren Grundstücken unterhalten. Da viele Betreiberfamilien selbst kleine Kinder haben, kamen wir mit ihnen immer wieder ungezwungen ins Gespräch.

Am Geschäft mit dem Tourismus verdient ganz Ubud eifrig mit: Fast jedes Gebäude, das kein Tempel oder Geschäft ist, ist ein Homestay. Günstige Zimmer sind ab 200.000 IDR zu haben, exquisitere Angebote z. B. mit Pool und eigener Küchenzeile kosten bis zu 450.000 IDR. Die Preise können vor Ort meist noch verhandelt werden.

Wir haben nacheinander in drei verschiedenen Homestays übernachtet, die alle in der Gang Anila liegen, einer kleinen Seitengasse zur Jl Hanoman. Die Lage ist sehr vorteilhaft: Zum Coco Markt und zum Yoga Barn (s. u.) ist es zu Fuß nur ein Katzensprung. Außerdem liegt hier das günstigste Warung (s. u.), das wir in Ubud kennen.

Wer mehr Heimatgefühl möchte, kann sich auch ein eigenes Ferienhaus mieten – draußen auf den Reisfeldern oder auch in einem Nachbarort, z. B. Penestanan. Wir haben trotz lange gefasster Pläne leider nichts gefunden, was unseren Geschmack und unseren Geldbeutel gleichermaßen anspricht.

Einkaufen

Die üblichen Kiosk-Drogerie-Mischläden sind über ganz Ubud verstreut. Einen Markt oder wenigstens Obststände haben wir leider nicht gefunden. Dafür gibt es zwei veritable Supermärkte: Coco im Süden und den – deutlich umfangreicheren – Delta Markt etwas außerhalb im Nordosten (Jl Raya Andong). Hier gibt es auch eine größere Auswahl Spielzeug zu kaufen.

Stylische Mitbringsel für Garten und Haushalt, sowie Mode findet man in zahlreichen Botiquen, besonders in der Jl Hanoman. Und dann gibt es natürlich noch den unerschöpflichen Nippes-Vorrat auf dem Ubud Market.

Aktivitäten: Kultur

Zu den größten Anbietern von Yoga- und Meditationskursen gehören das Yoga Barn im Süden und Radiant Alive ihm Norden. Ein Geheimtipp im Vorort Penestanan ist außerdem das an einem idyllischen Pfad gelegene Intuitive Flow. Dort sollen die Kurse auch etwas kleiner und persönlicher sein. Das Yoga Barn dagegen fasst ganze 80 Kursteilnehmer. Ruhig und beschaulich ist es dort nicht gerade. Dafür können wir das äußerst breite Angebot an Kursen und Lehrenden im Yoga Barn guten Gewissens empfehlen.

Für die Nahbegegnung mit der balinesischen Kultur eignet sich vor allem die Bücherei hinter dem Sportplatz. Hier werden Kurse in balinesischem Tanz, Gamelan, Holzschnitzen und sogar in der Zubereitung der täglichen Opfer angeboten (Lesen und Bücher ausleihen kann man natürlich auch).

Florian hat sich für fünf Unterrichtsstunden in den ungewohnten Puls der weltberühmten Gamelanmusik vertieft. Prädikat: besonders lohnenswert. Von 150.000 IDR für eine Stunde bekommt man ganze 50.000 als Gutschein für das urige Library-Cafe zurück.

Tanzaufführungen gibt es praktisch jeden Abend (19.00 bzw. 19.30) an verschiedenen Spielstätten, z. B. im Ubud Kelod südlich vom Sportplatz. Das Ticket kostet einheitlich 75.000 IDR.

Der balinesische Tanz umfasst einen ganzen Kosmos von Bewegungen: Nicht nur Arme und Beine, selbst die Finger und Augen folgen einer eigenen Choreografie.

Im Legong werden verschiedene tanzende Charaktere vorgestellt (Krieger, Hummel,…), begleitet von einem großen Gamelan-Ensemble.

Der Balong dagegen verwendet nur Flöten- und Perkussionsinstrumente. Der Tanz erzählt die Geschichte von König Raden Indu Kerta Pati, der von Shiva in einen Frosch verwandelt wird. Da er seinen königlichen Gestus aber auch als Frosch behält, erkennt ihn seine geliebte Prinzessin Raden Galuh auch in Froschgestalt wieder und sagt die Hochzeit zu. Shiva lässt sich zuletzt auch noch erweichen, so bekommt der balinesische Froschkönig sein Happy End.

Ganz anders geartet ist der Kecak: Hier wird die Handlung (aus dem Ramayama-Mythos) von einem Chor aus bis zu hundert Männerstimmen begleitet. Der mehrstimmige rhythmische Sprechgesang und der Wechsel zwischen Solo-Einlagen und schockartigen Akzenten des ganzen Chors erzeugt eine unglaublich dichte Stimmung.

Neben Musik und Tanz bietet Ubud noch zig Ausstellungen und Kunstgalerien. Wir haben “nur” das Museum Puri Lukisan in der Jl Raya Ubud besucht. In vier Sammlungen zu lokalen Malern der jüngeren Vergangenheit erhält man einen differenzierten Einblick in die phantasiereiche Bildersprache der balinesischen Tradition.

Aktivitäten: Ausflüge

Ubud liegt mitten im Grünen, was natürlich zu Ausflügen aller Art einlädt. Die Tegalalang Reisterrassen einige Kilometer außerhalb der Stadt beispielsweise erreicht man am besten per Pkw. Den Weg durch die verschiedenen Stufen der Anlage fanden wir sehr eindrucksvoll. Was genervt hat: Obwohl wir einen einmaligen Eintritt bezahlt haben, stießen wir alle 200 Meter auf eine Schranke, wo man um neue “Spenden” gebeten wird. Da hilft nur Lächeln und Ruhe bewahren. Fakt ist nämlich: Wer nichts spendet, darf trotzdem weiter.

Es geht aber auch kürzer: Man muss Ubud nur Richtung Norden zu Fuß verlassen und findet sich umgeben von malerischen Reisfeldern. Die Jl Kajeng zum Beispiel führt direkt auf einen wenige Kilometer langen Spazierweg. Die Wegbeschreibung haben wir im Internet entdeckt.

Die kleine Wanderung verlief ein bisschen weniger entspannt als geplant. So lange der Weg breit genug für laufende Kleinkinder ist, verkehren nämlich ständig Motorroller. Andererseits wird er später so eng, teilweise steil abfallend an den Seiten, dass wir Theo wieder tragen mussten.

Außerdem lässt sich von Ubud aus fast die ganze Insel in einzelnen Tagestouren mit dem Pkw erkunden: Kaum ein Ort ist deutlich weiter weg als zwei Stunden.

Ein besonders beliebtes Ziel ist der Tirtha Empul Tempel, wo sich auch Touristen in den “heiligen Quellen” waschen dürfen.

In Sabang, 20 km von Ubud entfernt, liegt die Bigtreefarm, eine Schokoladenfabrik in einem gigantischen Bambusgebäude (entworfen nach traditioneller Sumatra-Architektur). Täglich um 14 Uhr gibt es dort eine kleine Führung durch die Produktion, bei der man den Kakao in unterschiedlichen Stationen der Verarbeitung probieren kann.

Monkey Forest

Am Monkey Forest im Süden des Stadtzentrums kommt eigentlich kein richtiger Ubud-Besuch vorbei. Das Waldstück rund um die Tempelanlagen aus dem 14. Jh. ist ein einziges Freigehege für ca. 700 balinesische Langschwanzmakaken.

Die Affen sind die wahren Herren des Waldes: Offene Taschen werden grundsätzlich in Beschlag genommen, besonders wenn sie stillstehen. Wer sich zwischen den Affen und seine Beute stellt, muss mit Zähnen und Klauen rechnen. Wie wir inzwischen aus eigener Erfahrung wissen. Dem Affen ließen wir die Wasserflasche, dafür behielten wir unsere Wickeltasche. Es lohnt sich jedenfalls, die ausführlichen Sicherheitshinweise am Eingang sorgfältig zu lesen und auf die allgegenwärtigen Wärter zu hören.


Aktivitäten für Kleinkinder in Ubud

Leider haben wir in Ubud keine Spielplätze gefunden (sieht man einmal von den Spielgeräten im Delta Supermarkt ab). Laufen und Toben können die Kleinen immerhin auf dem zentralen Sportplatz, wo sich allerdings auch die einheimische Jugend zum Kicken trifft. Im Rasen sammelt sich außerdem immer wieder einiger Müll. Theo hat’s trotzdem Spaß gemacht.

Essen

Bei der Suche nach Essbarem hat man die Qual der Wahl zwischen veganen Buffets, hippen Cafés mit Raw Vegan Cake im Angebot und Restaurants aller Art.

Die Lokalitäten in der Monkey Forest Road sind meist etwas gehobeneren Standards. Die günstige Alternative sind dagegen die schlichter eingerichteten familiengeführten Warungs. Hier sind nicht nur die ausgewiesenen Preise niedriger, sondern es fallen auch keine extra 15% “tax and service” an. (Vorsicht: Nicht überall, wo “Warung” draufsteht, ist auch günstiges Essen drin)

Drei Warung-Tipps können wir an dieser Stelle loswerden:

  • Unser Stamm-Warung in der Gang Anila ist das mit Abstand günstigste, das wir in ganz Ubud kennen
  • Besonders lecker kocht das Warung Makan Bu Rus in der Jl Suweta. Die Tische sind in einem lauschigen Garten, wo es zur Freude aller Kinder auch eine Schaukel gibt. Tipp für die Kleinen: Unbedingt die Süßkartoffel-Pommes bestellen!
  • Wer Heimweh nach europäischer Küche hat, wird im Warung Citta Ovest (Jl Dewisita) mit herzhafter italienischer Pizza und Pasta bedient.

Fazit

Ubud kann man nicht an einem Tag erleben. Während der Süden Balis sich weitgehend dem Strandhotel-Urlaub verschrieben hat, muss man sich auf Ubud erst einlassen, um seinen ganzen Reichtum auszumessen. Und das braucht eben Zeit.

Trotzdem ist die Jagd nach dem schnellen Geld bei Taxifahrern und Verkäufern allgegenwärtig. Das Gefühl, sich so viele Balinesen vom Hals halten zu müssen, hinterlässt bei uns einen schalen Nachgeschmack und passt nur schlecht zum Versprechen von Harmonie und Kulturbegegnung, für das der Ort eigentlich steht.

Ubud ist jedenfalls nicht mehr die entspannte Künstlerkolonie, die es vor einigen Jahren einmal war. Doch die Verbindung aus Hippness, Wellness und Tradition macht Ubud nach wie vor zu einem vollkommen neuen und einzigartigen Erlebnis für uns.

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