Sagen wir es vorsichtig: Nicht alles auf Java ist wunderschön. Die Insel ist immerhin das industrielle Zentrum des Landes; die Hälfte der 240 Millionen Indonesier lebt hier. Daher: Betonkomplexe, vollgestopfte Straßen, dreckige Luft. Ausländische Touristen sind ähnlich dünn gesät wie die Englischkenntnisse der Javanesen, was alles etwas schwierig und unübersichtlich macht.
Trotzdem gibt es auf Java lohnende Reiseziele, man muss sie nur ein wenig suchen. Zum definitiven Pflichtprogramm gehört natürlich Yogyakarta, die kulturelle Hauptstadt der Insel. Zweitens lohnt sich eine Zugfahrt zwischen Bandung und Yogyakarta. Sie dauert einen knappen Tag (7 Std.) und bietet eine bezaubernde Aussicht auf Gebirge, Dörfer und Reisfelder.
Wenn die Reise durch Java in der Hauptstadt Jakarta startet oder endet, bleibt somit immer noch die Frage: Was tun zwischen Jakarta und Bandung? Vor genau dieser Frage standen wir auch. Gefunden haben wir zwei Homestays in Cianjur und in Bogor, die
- genau auf der Route liegen,
- schöne Ausflüge in der Umgebung ermöglichen,
- den Geldbeutel entlasten,
- bei der Weiterreise helfen und
- ausgesprochen kinderfreundlich sind.
Wir finden, beide haben etwas Werbung verdient. Darum möchten wir sie ein wenig vorstellen.
(Anmerkung: Wir sind von Bandung über Cianjur und Bogor nach Jakarta gereist, selbstverständlich funktioniert die Route auch umgekehrt.)
Cianjur Adventure
Cianjur Adventure haben wir im Lonely Planet gefunden. Der Beschreibung nach eine klassische Backpacker-Station: Budget-Unterkunft, Outdoor-Aktivitäten usw. Aber taugt das auch für Familien mit Kleinkind? Wir haben es ausprobiert.
In diesem Homestay herrscht jedenfalls eine entspannte Atmosphäre. Yudhi, der Betreiber, ist ein wahrer Kosmopolit. Jedem Gast kann er je nach Nationalität die letzten fünf Regierungschefs aufzählen. Yudhi organisiert An- und Abreisen bzw. versorgt Budgetreisende (wie uns) mit einer sicheren Beschreibung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ab 225.000 IDR p. P. bekommt man bei Cianjur Adventure Vollpension mit drei Mahlzeiten am Tag. Was sich wirklich lohnt, denn gerade das Abendessen ist richtig lecker! Theo musste natürlich nichts bezahlen, bekam aber trotzdem ein eigenes Frühstück gekocht.
Das Gelände liegt ein paar Meter von der Straße entfernt. In seinem neuen roten Bobbycar konnte Theo gefahrlos durch die Gegend düsen.
Vom Homestay aus werden verschiedene Touren in die Umgebung organisiert. Allerdings kamen wir dabei mit den Javanesen deutlich weniger in Kontakt, als die verheißungsvolle Beschreibung im Lonely Planet es suggeriert (“Live with the Locals”). Da war die VillageTour in Yogyakarta schon deutlich ergiebiger.
Spaß gemacht hat uns das Programm trotzdem. Auf einige der Touren konnten wir Theo auch mitnehmen, z. B. zum traditionellen Markt in Cianjur oder zum Besuch in der lokalen Englisch-Schule.
Die Autofahrt nach Cangling, zum “floating village” auf einem riesigen Stausee, war etwas weit für ihn. Die Bootsfahrt auf dem See zu den schwimmenden Häusern fand er dafür wieder ganz aufregend.
Das Fisch-Spa dagegen, bei dem kleine Fischschwärme an der Fußhaut erschöpfter Touristen knabbern, war ihm wiederum ziemlich unheimlich. Seinen Fuß durften die Fische jedenfalls nicht haben.
Die Tour ins Bergdorf (Rural village Tour) ist dagegen definitiv nicht für Kleinkinder geeignet. Den Weg über die malerischen Reisfelder entlang könnte man den Kleinen zwar noch tragen. Auf dem anschließenden, immer schmaleren Pfad in den Dschungel sind aber festes Schuhwerk, Geduld und oft beide Hände nötig, um am Abhang entlang zu manövrieren, Hindernissen auszuweichen oder über Baumstämme zu balancieren.
Der Ausblick auf die Landschaft ist dafür grandios, anders kann man es nicht sagen.
Die Zimmer im Homestay sind auf mittlerem Backpacker-Standard. Wir hatten als Familie ein ganzes Zimmer mit fünf Betten für uns allein. Wobei die “Betten” teils am Boden liegende Matratzen waren. Vorteil: Alle Matratzen haben Moskitonetze. Nachteil: Es gibt keine Klimaanlage. Der Ventilator dagegen hat uns zwei Nächte Kopfschmerzen bereitet. In der dritten Nacht haben wir einfach alte Fenster und Türen offen gelassen. Auch die nahen Muezzin-Rufe, die sich gegen 2.00 Uhr zu einem einstündigen, mehrstimmigen Konzert verdichten, machen das Schlafen nicht immer leichter.
Insgesamt ist Cianjur Adventure aber auf jeden Fall eine super Adresse auch für ganz kleine Backpacker. Die Mitarbeiter im Homestay waren ganz vernarrt in Theo und haben ihn ausgiebig geknuddelt und mit ihm gespielt – wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, die nicht vorhandene Katze zu suchen (“Maa?”).
Hostel Bogor
Bogor ist eine mittelgroße Stadt einige Kilometer südlich von Jakarta und berühmt für ihren botanischen Garten. Das Klima ist milder und der Verkehr zahmer als in der Hauptstadt. Der indonesische Präsident wohnt deshalb in Bogor gleich neben dem botanischen Garten. Wenn er nicht gerade in Jakarta mit dem Regieren beschäftigt ist. Und er muss schließlich wissen, wo es sich in seinem Land aushalten lässt. Bogor ist von Jakarta aus per Zug und per Bus (ca. 2 Std.) von Cianjur aus zu erreichen.
Das Hostel Bogor ist eigentlich ein Wohnhaus und wird von Ika betrieben, einer ebenso netten wie engagierten Dame. Die Zimmer kosten gerade mal 12-15 €. Die Buchung ist über Agoda möglich. Dort liest man auch eine ganz eindrucksvolle Sammlung lobender Reviews – zu Recht. Denn Ika kann treffsicher erklären, wie man mit den grünen Angkot-Bussen schnell und billig durch die Stadt kommt und hat sich für uns auch mit verspäteten Uber-Fahrern am Telefon herumgeschlagen (Denkwürdiger Sinnspruch: „Phone: smart. People: stupid.“)
Vor allem hat sie jederzeit Tipps für Unternehmungen in der Stadt parat. Auf ihren Vorschlag hin waren wir z. B. ein paar Stunden im Kuntum Nurseries Farm Field, einem Tierpark in der Stadt. Theo konnte dort Hasen und Meerschweinchen füttern, sowie die Enten beobachten (“Gagack!“). Und zufriedene Kinder sorgen bekanntlich für entspannte Eltern.
Vom Hostel Bogor aus ist der Weg zum botanischen Garten nicht weit. Wir haben dort fast einen ganzen Tag verbracht. Man bewegt sich meistens im angenehm kühlen Schatten. Bei der Mittagspause im entspannten Garden Café hatten wir einen herrlichen Ausblick.
Durch Bogor bewegt man sich am billigsten mit den kleinen grünen Angkot-Bussen für gerade mal 3.500 IDR p. P. Abends steigen junge Männer mit Ukulele ein, die etwas vorsingen und dann Spenden sammeln. Ist auch aus deutschen S-Bahnen bekannt, wirkt in dieser beschaulichen, kleinen Runde aber besonders urig.
Das Hostel Bogor liegt in einem ruhigen Wohngebiet. Theo fand schnell gleichaltrige Freunde in der Straße und war am zweiten Tag schon Dauergast im Haus gegenüber. Außerdem haben Ika und ihre hilfsbereite Tochter sich ganz rührend um ihn gekümmert.
Zurück im Backpacker-Feeling
Bisher haben wir auf unserer Reise meistens in (einfachen) Hotels und Bungalows übernachtet. Das war komfortabel, allerdings lernten wir dadurch nicht so viele andere Reisende kennen wie früher, als wir z. B. 2013 – noch ohne Kind – durch Panama gereist sind. In den beiden Homestays in Cianjur und Bogor kam bei uns endlich wieder echtes Backpacker-Feeling auf: Am Tisch klönten alle über Reisetipps, aufregende Erlebnisse und auch ein bisschen Weltpolitik.
Dass wir in beiden Homestays das Badezimmer teilen mussten, hat uns am Ende gar nicht so viel ausgemacht wie zunächst befürchtet. Vor vier Jahren in Panama war der Shared bathroom noch der Normalfall für uns. Und Theo ist es nun wirklich egal, wer das Bad sonst noch nutzt. In Jakarta, unserem letzten Stopp in Indonesien, haben wir uns dann aber wieder ein bisschen Luxus gegönnt.