Die ehemals stolze Hafenstadt Hoi An ist heute das, was man ein richtig “schönes Fleckchen Erde” nennen kann. Wir haben diesen wunderbaren Ort über eine Woche lang genossen.
Als Teil der Seidenstraße war Hoi An bis ins 18. Jahrhundert hinein der größte Handelshafen Südostasiens. In den Schneidereien von Hoi An wird die alte Tradition der Textilverarbeitung nach wie vor gepflegt. Da die Stadt von den Bombardements des Kriegs verschont geblieben ist, kann man die alte Architektur heute noch bewundern. Die Altstadt ist restauriert und inzwischen UNESCO Weltkulturerbe.
An- und Abreise
Hoi An hat keine eigene Zuganbindung. Das Tor nach Hoi An ist die nahe gelegene Boomstadt Da Nang, die neben einem Bahnhof auch über einen internationalen Flughafen verfügt.
Von Da Nang aus fahren Busse nach Hoi An. Wir haben uns beim Verlassen des Bahnhofs spontan mit zwei jungen Frauen ein Taxi geteilt. Die Fahrt dauerte eine knappe halbe Stunde.
Ab Hoi An verkehren Shuttlebusse für 110.000 Dong nach Da Nang (inkl. Flughafen), Taxis werden zwischen 250.000 und 300.000 Dong angeboten.
Infrastruktur
Die Altstadt von Hoi An ist für Motorfahrzeuge weitgehend gesperrt, lediglich Fahrräder und Rikschas verkehren in dieser Fußgänger-Idylle. Theo konnten wir immer wieder frei herumlaufen lassen.
Für nur 10.000 Dong pro Tag kann man auch eins der Fahrräder mieten, die hier die Straßen bevölkern. Damit kommt man schnell durch die Stadt, sowie zu einem der nahegelegenen Strände (s. u.).
Ein Problem sind aber Kindersitze. Oft bekommt man kleine Drahtkörbe für den Gepäckträger angeboten, die zwar einen Anschnallgurt haben, aber weder ein langes Rückenpanel, noch ausreichende Beinschienen. Für Theo war uns diese Konstruktion nicht sicher genug. Erst am letzten Tag haben wir einen Verleih entdeckt, der auch Körbe für den den Lenker, sowie “richtige” Kindersitze mit Plastikhartschale anbietet (PastoraleVillas).
Auch Motorroller werden tageweise vermietet.
Unterkunft
In der Altstadt gibt es nur wenige Hotels. Es ist also zweckmäßig, eine Bleibe in Laufreichweite zu finden. Es gilt die erwartbare Faustregel: Je weiter weg, desto niedriger die Preise.
Die erste zwei Tage genossen wir im exquisiten Pho Hoi Riverside Hotel, das nicht nur den mit Abstand besten Kaffee zum Frühstück serviert (und dort sogar einen Hochstuhl hat), sondern hinter einer Brücke in kürzester Entfernung zur Altstadt liegt und einen wunderbaren Ausblick auf den Kanal bietet.
Anschließend kamen wir für ein paar Euro weniger die Straße runter im Van Loi Hotel unter. Die letzten drei Tage verbrachten wir im Hai Yen. Zur Altstadt braucht man zu Fuß schon ganze zehn Minuten, dafür sind beide Strände gut erreichbar und in 50 m Entfernung gibt es ein Gym (50.000 Dong / Session). Alle drei Hotels sind sauber und gepflegt und haben einen Pool.
Einkaufen
Hoi An ist bekannt für seine Schneidereien. Anzüge, Kleider und Schuhe werden maßgefertigt. Günstige Klamotten von der Stange gibt es in der großen Markthalle unweit der Câu Câm Nam Brücke, sowie in vielen kleinen Boutiquen.
Wir haben genügend Zeit mitgebracht und uns mit maßgeschneiderten Klamotten und Schuhen eingedeckt (und dabei einiges übers Schneidern in Hoi An gelernt. Den Weg zur Post haben wir uns trotzdem gespart: Verpackung und Versand konnten wir glücklicherweise zum gleichen Preis vom Hotel aus (Hai Yen) erledigen.
Babybedarf muss man in Hoi An sehr gezielt suchen. Windelpackungen aller Größen und Mengen gibt es bei My Ngoc (150 Nguyên Trương Tô).
Aktivitäten
Ein Spaziergang durch die Altstadt lohnt sich selbst noch beim fünften Mal. Die Altstadt hat ein unglaubliches Flair, nicht umsonst gehört sie zum UNESCO Weltkulturerbe. Man spaziert förmlich durch ein Gemälde: Rote Blüten kontrastieren mit ockergelben Häuserfassaden und abends leuchten dazu Laternen in grün, blau und anderen Farben. Wir konnten uns an diesem freundlichen Farbenmeer kaum satt sehen.
Schicke Teeläden und Cafés laden alle paar Meter zum Entspannen ein. Uns hat besonders der Tea Room (Nguyên Thái Hoc) gefallen, der sehr leckeren Eistee herstellt und im lauschigen Hinterhof mit Sandboden und Hängestühlen echtes Strandfeeling aufkommen lässt.
Die Straßen sind wesentlich besser gepflegt als z. B. in Hanoi – sogar Mülleimer stehen hier in erstaunlicher Regelmäßigkeit. Besonders bezaubernd ist der belebte Night Market auf der An Hôi Insel, der gegen 18 Uhr eröffnet.
Wer möchte, kann sich auch in der Fahrrad-Rikscha durch die Straßen oder mit dem Boot über den Fluss kutschieren lassen.
Ein Altstadt-Ticket kostet an den entsprechenden Verkaufsstellen 120.000 Dong und berechtigt zum Eintritt in fünf Sehenswürdigkeiten nach Wahl, z. B. chinesische Versammlungshallen, das kleine Keramikmuseum oder das Hoi An Museum, das über die lokale Geschichte der Textilherstellung informiert.
Auch historische Hausbauten sind zu besichtigen, diese sind allerdings teilweise noch bewohnt. Man schaut dort in der Tat einer vietnamesischen Familie beim Wohnen zu, biegt ins nächste Zimmer und sieht dort eine ältere Frau auf ihrem Bett kauern. Bei und hinterließ diese Erfahrung einen ziemlich schalen Nachgeschmack.
Die lokalen Tourenveranstalter bieten verschiedene Exkursionen an, z. B. zu den Tempeln von My Son oder auf die Cham Islands, wo man, wie uns eine andere Reisende erzählte, sehr familienfreundlich und ruhig wohnen kann. Wir selbst hatten dafür zu unstetes Wetter, sonst hätten wir es gerne ausprobiert. Florian hat dafür einen Kochkurs besucht und dürfte sich an vietnamesischen Gerichten wie Sommerrollen, Reispancake, Beefnoodlesalad und Pho Suppe versuchen.
Wenige Kilometer von der Stadt entfernt bieten zwei Strände Platz zum Ausspannen. Der Cui Dai Beach ist etwas näher, gilt aber als nicht ganz so schön wie der Ang Ban Beach, auf dem wir uns für einen Nachmittag breit gemacht haben. Die Strandliegen mit Sonnenschirm gehören einzelnen Lokalen vor Ort. Sie sind kostenlos, solange man irgendwas bestellt. Bei La Plage kann man sogar Sandspielzeug für Kinder ausleihen.
Außerdem haben wir einen Indoor-Spielplatz ausfindig gemacht (Ecke Cha Đai / Trân Nhâng Thõng). Da Theo auf dem Weg dorthin eingeschlafen ist, konnten wir ihn aber nicht ausprobieren.
Essen
Hoi An bietet die ganze Bandbreite der vietnamesischen Küche. Ebenso lecker wie Preiswert ist z. B. die lokale Nudelspezialität Cao Lao. Als einzigen “richtigen” Restaurant-Besuch haben wir uns eine vorzügliche Mahlzeit bei Little Menu gegönnt, inklusive White Roses, den weißen Teigtaschen, für die Hoi Ans Küche bekannt ist.
Abends werden westlich der japanischen Brücke kleine Straßenküchenstände aufgebaut, wo man direkt am Flussufer zu Streetfood-Preisen essen kann. Sandwich-Stände gibt es an jeder Ecke; die besten Sandwiches machen Banh Mi Phuong. Auch in der Markthalle ist für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel etwas dabei.
Zu unserem Glück haben wir noch zwei Tage des International Food Festival mitbekommen. Vertreten waren Streetfood-Spezialitäten aus Indien, Russland, Malaysia u. v. m., auch Exotisches wie deutsche Bratwurst mit Sauerkraut konnte man probieren.
Falls es uns jemals nach Finnland verschlägt, müssen wir unbedingt nochmal Lachstoast auf Shrimp-Ei-Salat mit Minze probieren.
The Hoi An State of Mind
Es lohnt sich, für dieses vergleichbare kleine Städtchen etwas mehr Zeit mitzubringen. Das entspannte Aroma von Hoi An entfaltet sich erst mit der Zeit. Ein Café ist gemütlicher als das nächste und immer wieder gibt es hier Veranstaltungen oder Festivals. Wir sind stundenlang durch die Straßen gelaufen, haben den erfrischenden Kräuter-Eistee literweise genossen, ab und an einmal etwas Kleines gekauft und hatten dabei das seltene Gefühl, dauernd genau das Richtige zu tun und nichts verpassen zu können. Wir nennen dieses Gefühl The Hoi An State of Mind.