Die Tempelruinen von Angkor Wat sind ein einmaliges Erlebnis und eins der beliebtesten Ziele für viele Südostasien-Reisende. Von der nahegelegenen Stadt Siem Reap aus kann man die Wunder Angkor Wats in einigen Tagestouren erkunden, ganz nach dem eigenen Zeitplan.
Wie so oft, macht ein Kleinkind aber alles ein wenig komplizierter. Da ist zum einen die ungewohnte schwüle Hitze, die den Kleinen mindestens so zusetzt wie den Großen. Zum anderen sind viele Tempelanlagen ziemlich unwegsames Gelände: Steile Stufen, Geröll und Hochplateaus ohne Geländer sind nicht gerade die Umgebung, in der wir Theo mit seinen zarten 18 Monaten bedenkenlos loslaufen lassen. Durchgehendes Tragen hätte er nicht mitgemacht und es wäre sicher auch zu heiß für ihn geworden. Und der Buggy bleibt in diesem Gelände am besten ganz zu Hause.
Kann man Angkor Wat überhaupt mit Kleinkind im Gepäck besichtigen und wenn ja, wie? Und was gibt es für die Kleinen in Siem Reap zu tun?
Routen in Angkor Wat
Zunächst einige Rahmendaten: Die Tempelanlagen liegen auf drei verschiedenen Routen. Die “kleine Tour” enthält u. a. den berühmten Angkor Wat Tempel, die riesigen Anlagen von Angkor Thom (zu denen auch der von Gesichtern übersäte Bayon Tempel gehört) und den von Wurzeln und gigantischen Bäumen überwucherten Ta Phrom. Diese Route ist besonders stark touristisch frequentiert. Die Tagestour im Tuk-Tuk kostet etwa 15 US-$.
Die “große Tour” umfasst u.a. Preah Khan und Ta Som und kostet etwa 18 $. Dann gibt es noch die “lange Tour” nach Bantea Srey. Da dieses Ziel über 30 km von Siem Reap entfernt liegt, ist sie im Tuk-Tuk deutlich teurer (30 $).
Vor dem Eintritt ins Tempelgebiet muss man sich ein Ticket in der zentralen Verkaufsstelle besorgen. Ein einzelner Tag kostet 37 $, drei Tage 62 $ und sieben Tage 72 $ pro Person (Stand: 2017) Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt.
Die Mehrtagestickets müssen nicht an aufeinanderfolgenden Tagen eingelöst werden. Unser Dreitagesticket war insgesamt zehn Tage lang gültig und wurde an jedem Eintrittstag neu abgestempelt.
Die Tuk-Tuk-Fahrer sind wirklich nur Fahrer. Guides muss man separat buchen. Die Alternative zum eigenen Fahrer sind gemietete Fahrräder oder Motorroller.
Für diese Kinder wird die Besichtigung eher schwierig
Mit Kindern, die noch durchgehend getragen werden, wird die Tour definitiv besonders anstrengend. Denn einerseits ist die Tragehilfe für Kind und Eltern ziemlich schweißtreibend. Freihändiges Tragen ist auch nicht besser. Denn um höhere oder stärker verfallene Tempel zu besteigen, braucht man ständig mindestens eine freie Hand.
Kinder, die nur an der Hand laufen, haben es besonders schwer: Einerseits wollen sie sich möglichst viel bewegen, andererseits ist genau dafür in vielen Tempeln einfach zu wenig Platz.
So haben wir Angkor Wat mit Kleinkind besichtigt
Es gibt drei Möglichkeiten, die Besichtigung und das Kleinkind unter einen Hut zu bringen:
- Kind mitnehmen (Tragen und Absetzen)
- Einzelne Tempel abwechselnd besuchen, eine/r passt währenddessen aufs Kind auf
- Eine ganze Tour alleine machen, der/die Andere bleibt mit Kind im Hotel
Wir haben alle drei Varianten ausprobiert.
Unsere Besichtigung begann am ersten Tag mit der großen Route. Gegen 5 $ Aufpreis konnten wir die Tour mittags unterbrechen und nachmittags am nächsten Tempel fortsetzen. Über Mittag kehrten wir ins Hotel zurück, wo Theo schlafen und sich im Pool abkühlen konnte.
Nachmittags waren wir ausgeruht, dafür hatte sich der Dschungel in der Zwischenzeit aufgeheizt wie ein Brutkasten. Die übrigen Tempel (East Mebon, Pre Rup) sind Pyramiden mit sehr steilen Treppen. Zu gefährlich und – mangels Schatten – einfach zu heiß für Theo. Darum blieb immer abwechselnd einer von uns mit ihm im Schatten bei den Essensständen vor dem Eingang. Das funktionierte gut, hat den Besuch aber in die Länge gezogen und Theos Geduld zuletzt etwas strapaziert.
Vormittags konnte er zumindest den Preah Khan Tempel zu großen Teilen zu Fuß erkunden. Bei höherem Besucheraufkommen dürfte der Platz dafür aber zu eng werden.
Die lange Route am zweiten Tag war deutlich einfacher. Durch die weiten Wege und den Fahrtwind im Tuk-Tuk hatte Theo immer wieder Pausen und Erfrischung. In Banteay Srey ist er eine Weile munter herum gekraxelt, war aber schnell schlapp und hat anschließend im Tuk-Tuk geschlafen.
Ein Beitrag geteilt von Anne Kraemer (@familieimreisemodus) am
Die kleine Route haben wir zuletzt jeweils an einem Tag allein absolviert, um Theo eine Pause zu geben und selbst mehr Ruhe zu haben. Florian lieh sich dazu ein Mountainbike aus, Anne dagegen nahm am folgenden Tag ein Tuk-Tuk. Diese Version war für alle am entspanntesten, weil Theo es sowohl mit Mama, als auch mit Papa mindestens einen Vormittag lang alleine aushält (was allerdings eine Woche vorher in Koh Lanta nicht so einfach war).
Auf den berühmten Sonnenaufgang in Angkor Wat haben wir dagegen getrost verzichtet. Mit Kleinkind macht übermäßig frühes Aufstehen einfach keinen Spaß. Sicher ist der Moment eindrucksvoll, aber mit stiller Abgeschiedenheit hat er bestimmt wenig zu tun, dafür sind einfach zu viele Touristen unterwegs. Und das entsprechende Foto können wir uns bei Bedarf auch kaufen. Schließlich fahren wir wegen der echten Tempel nach Südostasien, nicht wegen der Bilder davon – zumindest nicht nur deswegen.
Tipps für die Zeit in Siem Reap
Wir haben zunächst nur zwei Nächte im SiZen Retreat&Spa vorgebucht. Dort hat es uns aber so gut gefallen, dass wir drei weitere Nächte verlängert haben und somit die ganze Zeit dort untergebracht waren. Es gibt einen wunderschönen, schattigen Außenbereich und einen Pool, der bei den hiesigen Temperaturen (gerade im April) schon fast unverzichtbar ist. Das urige Natursteinbad war das erste Badezimmer auf unserer Reise, bei dem wir keine Sorgen haben mussten, dass Theo ausrutscht. Zum (wirklich passablen) Frühstück gab es sogar einen Hochstuhl und das Personal war immer sehr hilfsbereit und hat sich ganz reizend um Theo gekümmert. Über das Hotel haben wir auch alle Touren gebucht.
Etwas günstiger kommt man dagegen bei Rozys Guesthouse (74 East River Road) unter, wo es sogar ein eigenes Kinderspielzimmer gibt. Die Lucky Mall (Sivatha Road) bietet einen kleinen kostenlosen Indoor-Spielplatz im ersten Stock, wo Theo sich für einen halben Vormittag ausgetobt hat.
Babybedarf gibt es sowohl in den Supermärkten, als auch in mehreren kleinen Läden an der Straße. Gerade die Windeln kamen uns allerdings überall ziemlich teuer vor. Buggys, Spielzeug etc. fanden wir bei Babytown in der Sivantha Boulevard (gegenüber der Canadia Bank).
Richtig gemütlich abhängen konnten wir im Peace Café – unbedingt die hausgemachten Kürbis-Süßkartoffel-Chips probieren! Hier werden auch Koch-, Yoga- und Sprachkurse angeboten.
Tipps zur Anreise
Für die Einreise in Kambodscha ist ein Visum nötig. Am Flughafen Siem Reap stellen die Behörden gegen Gebühr Visa on Arrival aus. Das nötige Bargeld bekommt man dort ohne Probleme beim Geldautomaten.
Am Flughafen verteilt eine einzelne Gesellschaft Taxi-Tickets – zu unverhältnismäßig hohen Preisen. Zum Vergleich: Taxis in die Stadt gab es ab 10 $, bei der Abreise kostete die Taxifahrt zum Flughafen dagegen nur 5 $. Bei der Anreise lohnt sich also ein Hotel mit eigenem Flughafentransfer (rechtzeitig buchen!)
Fazit
Auch wenn der Besuch in den Tempelanlagen mit Kleinkind eine besondere Herausforderung ist, lohnt er sich auf jeden Fall. Auch fürs Kind: Vor allem kleine Kletterfreunde kommen voll auf ihre Kosten.