Manche fragen sich vielleicht, was wir auf unserer Reise die ganze Zeit über so treiben. Diese Woche hat Florian einmal Tagebuch geführt.

Seit vergangenem Montag machen wir Strandurlaub auf der Insel Koh Lanta vor der thailändischen Andamanenküste. Das Ziel: maximale Entspannung, Kraft tanken vor der nächsten Woche in Angkor Wat, die durch die enorme Hitze in Kambodscha sicher sehr anstrengend wird.

Auf unserer bisherigen Reise fühlte sich manchmal ein einziger Tag im Rückblick wie zwei oder drei an, wenn wir besonders viel unternommen haben. Das ist natürlich sehr anregend, aber ab und zu brauchen Theo und seine Eltern einfach eine Pause.

Und die haben wir auf Koh Lanta wirklich bekommen.

Montag

Morgens checken wir in Ao Nang (nahe bei Krabi) aus. Das Hotel hatte die mürrischste aller Rezeptionistinnen und hieß trotzdem “Smile Hotel”. Seltsam. Egal.

An der Fährstation schließt Theo Freundschaft mit einem total süßen französischen Mädchen im selben Alter. Ihre Familie fährt auch nach Koh Lanta. Leider sind sie an einem anderen Strand untergebracht. Bye bye, my love, es wäre zu schön gewesen.

Auf dem Wasser grandioser Ausblick auf Inseln, Boote und Strände. Die Vorfreude steigt.

Am Steg in Koh Lanta überfällt uns ein besonders penetranter Tuk-Tuk-Fahrer. “Hello Sir, Taxi?” Geh einfach weg, denke ich. “Sir, where do you go?” Mann, wie mir diese Tour inzwischen auf den Senkel geht. “Where do YOU go?” antworte ich. “Where you stay?” Ich halte dagegen: “Where do YOU stay?” Irgendwie versteht er meinen subtilen Hint aber nicht. Halte ihn mit ausgestreckter Hand auf Abstand, bis er sich endlich verzieht.

Wir steigen stattdessen bei einer freundlichen, unaufdringlichen Frau ein. Leider fährt sie wie der Henker. An einer Bodenwelle stößt Anne sich heftig den Kopf an der Decke. Rücken? Da war doch was. Die Fahrt wird für einige Minuten unterbrochen (“sorry, sorry”), die Kopfschmerzen bleiben für mehrere Tage.

Das Lanta Summer House ist aber alle Strapazen wert. Wir haben einen eigenen Bungalow, es gibt einen Pool, eine überdachte Veranda und zum Meer sind es keine 50 Meter. Sie haben sogar einen Buggy für Theo!!! Unsere Freude kennt kein Halten.

Auf #KohLanta #Thailand ist bei uns erst mal das große Nichtstun ausgebrochen. Der landesweit #Songkran Wasserschlacht gehen wir im #LantaSummerHouse aus dem Weg. Wir tanken ein bisschen Ruhe, da die bevorstehende Exkursion nach #AngkorWat sicher anstrengend wird. Zum Glück spielt auch das Wetter mit #elternzeitreisen #travellingwithkids #backpackingwithkids #reisenmitkleinkind #SonneundMeer #Chillen #zeitzumnichtstun

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Diese Woche ist Songkran, das thailändische Neujahrsfest, eine gigantische Wasserschlacht. Das ganze Land hat Urlaub und wird auf den Beinen sein (und ordentlich saufen, wie man hört). Da wir nicht mitten im Halligalli umziehen wollen, haben wir ausnahmsweise für eine ganze Woche vorgebucht. Sonst buchen wir meist nur zwei Tage, um abhauen zu können, wenn es uns nicht gefällt. Dieses Mal nicht. Aber hier haben wir wirklich Glück gehabt. Das Summer House müssen wir höchstes zum Essen und Einkaufen ab und zu verlasen.

Dienstag

Entspannter Morgen: Theo rennt auf der Veranda herum, wir liegen im Schatten und lesen. Er beschlagnahmt Besen und Kehrschaufel. Welche Pläne er damit hat, ist für uns schwer zu durchschauen, aber sie haben wohl viel mit aufgeregtem Trampeln zu tun.

Außerdem wagen wir uns schon mal ans Meer. Der Khlong Dao Beach, wo unsere Bungalows liegen, fällt außerordentlich flach ab, die ersten zehn Meter stehe ich gerade bis zu den Köcheln im Wasser. Theo kann schier endlos weit laufen, viele andere Kinder (und ihr Spielzeug) sind in der Nähe. Bei Ebbe ist der Strand besonders breit, aber keineswegs eine “Schlammfläche”, wie der Lonely Planet behauptet.

Mittags entdecken wir ein nettes Café in der Nähe, das sogar einen Hochstuhl hat. Wir genießen das Essen, Theo nimmt derweil vergnügt die Einrichtung auseinander.

Abends drehe ich mit ihm in der Trage ein paar Runden am Strand. Das Meer rauscht so beruhigend, ich könnte glatt mit einschlafen.

Mittwoch

Die Sonne brennt.

Den Vormittag über fühlt sich mein Bauch aufgebläht an wie ein Ballon. Den Nachmittag verbringe ich zu erheblichen Teilen auf der Kloschüssel.

Abends marschieren wir zur nahe gelegenen Hauptverkehrsstraße. Hier ist selbst Koh Lanta so richtig hässlich: Aufgeplatzte Gehsteige, Müllhalden am Straßenrand. Morgen ist Songkran. Darum decken wir uns heute schon mit Obst und Fressalien ein.

Donnerstag

Unsere Bungalow-Nachbarn brechen früh zur Wasserschlacht auf und kommen mittags glücklich durchnässt wieder. Wir schauen uns erst nach Theos Mittagsschlaf die letzten Ausläufer auf der Straße an: Mit Super-Soakers hochgerüstete Teenager duellieren sich vom Motorroller aus. In zehn Jahren hat Theo hier bestimmt seinen Spaß.

Am selben Tag bekommen wir vor dem Bungalow Besuch von ein paar kleinen Affen. Einer klettert sogar über unsere Veranda. Theos fachmännischer Kommentar: “Wau Wau!” Zum Glück kann ich sie filmen, ohne dass sie mir das Handy klauen.

Heute haben wir in #kohlanta tierischen Besuch vor unserem Bungalow bekommen. Theos fachmännisches Urteil: „Wau Wau!“ #michlaustderaffe #elternzeitreisen #reisenmitkleinkind #backpackingwithkids #wildlife #travel #travellingwithkids #Thailand

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Abends besuchen wir das Strandrestaurant im übernächsten Hotel. Traumhaftes Barbeque. Anne bringt Theo ins Bett, ich bleibe sitzen und starre versonnen in die Nacht. Was mich jetzt noch glücklicher macht? Ein zweites Bier.

Freitag

Morgens frühstücken wir an der Hauptverkehrsstraße in der German Bakery, einem kleinen, schnuckligen Laden, den zwei Aussteiger betreiben. Wir rätseln, ob wir uns nun endlich mal die Insel anschauen wollen. Wagen wir doch noch den Sprung aufs Moped? Wir fragen die Inhaberin, sie rät eher zum Mietwagen für 1200 THB. Mal sehen.

Anschließend verbringe ich eine Stunde mit Theo auf der Veranda unseres Ressorts. Er schnappt sich Besen und Kehrschaufel und legt motiviert los – mit dem, was auch immer er da macht. Im Bücherschrank finde ich ein zerfleddertes Exemplar von Steinbecks Grapes of Wrath und schmökere durchs erste Kapitel: reine Landschaftsbeschreibung, die Protagonisten sind Felder, Sonne, Staub und Wolken. Die Menschen treten zuletzt auf, hilflose Spielbälle in mythischen Konflikten der Natur. Wow.

Habe leider keine Gelegenheit, das zu vertiefen. Theo braucht Abkühlung und wir baden lange im Pool. Anschließend schläft er, währenddessen gegen Anne und ich unsere Finanzen durch. Das Polster wird langsam schmaler, aber wir sind noch einigermaßen im grünen Bereich. Mittags gibt es Wassermelone für alle drei. Abends essen wir in einer Suppenküche an der Straße. Horden von Mücken fallen über uns her. Ziemlich uncool, Spielball der Natur zu sein.

Im Bungalow rechts wohnt jetzt eine Thai-Familie. Gespräche finden gerne durcheinander und deshalb im Plärr-Tonfall statt. Sollen wir, die spießigen Deutschen, jetzt rüber gehen und auf unser Baby verweisen, das ins Bett muss? Theo schläft trotzdem ein.

Samstag

Unglaublich, wie schnell die Zeit beim Nichtstun vergeht. Morgen ist schon unser letzter Tag hier! Wollen wir jetzt nicht doch noch eine Insel-Rundreise machen? Irgendwie sind wir vor Hitze zu platt, um uns zu entscheiden. Beim Frühstück im Café scannen wir lieber auf dem Handy Hotels in Siem Reap, unserem nächsten Ziel.

Heute gönne ich mir eine Thai-Massage. Interessant, wie tief man einen Daumen in einen Körper bohren kann. Im Hintergrund rauschen das Meer und ein kleines Windspiel. Anschließend bin ich im Pool mit meinem Sohnemann, der eine Wasserkanone zerlegt, die wohl von Songkran übrig geblieben ist. Später geht es zum Strand, wo wir zu zweit noch eine Weile bleiben wollen, während Anne einkaufen geht. Leider ist Theo damit gar nicht glücklich. Nachdem ich ihn zurückgebracht und geduscht habe, vermisst er Mama und wird plötzlich ganz panisch. Ich ziehe die unpädagogische Notbremse: Handy-Videos, bis sie zurück ist.

Das war echt anstrengend. Warum ist das jetzt plötzlich so? Zu Hause und auch auf der Reise kam er prima bis zu einem ganzen Tag ohne seine Mama klar. Mich besorgt das, denn ab August ist sie auf der Arbeit und wir zwei Männer hüten das Haus alleine. Vielleicht sind es aber auch einfach die neuen Zähne. Wer weiß.

Zu dritt brechen wir nochmal ins Meer auf. Theo quiekt vor Freude, er rennt und planscht wild herum. Wir bestaunen den Sonnenuntergang: ein überdimensionales Ölgemälde.

Abends im Strandrestaurant ist Theo ganz erschöpft und schläft ein, bevor er zu Hause ist.

Sonntag

Was für eine Nacht. Theo wacht teilweise im Zehnminutentakt schreiend auf. Sein Kopf ist zuletzt ganz rot. Sind das “nur” die Zähne? Wir sind ratlos. Gegen 0.30 gehen wir an die frische Luft, wo er sich langsam beruhigt.

Um 2:00 verarzten wir etwa fünfzehn Mückenstiche, die sich auf seinem kleinen Oberkörper angesammelt haben. Er ist von roten Flecken übersät, ein schauriger Anblick. Die Eltern gehen auf Mückenjagd, Theo will plötzlich Joghurt. Um 2.45 ist er so gut drauf wie vorher den ganzen Tag nicht. Schlafen, ich? “Rugutugutuguuu!” Kurz nach 3.00 ist endlich Schluss.

Um 9.20 sind alle wach. Wir lassen es heute ganz ruhig angehen, die Tour zur Besichtigung der Insel fällt endgültig aus. Heute ist es so richtig heiß. Theo kühlt sich im Pool ab und holt einen Teil der Nacht im ausgedehnten Mittagsschlaf nach, wir bringen gemächlich zu packen – morgen früh werden wir um 7.40 abgeholt.

Von zu Hause erreichen uns Oster-Grüße. Stimmt, heute ist ja Ostersonntag. Davon bekommt man hier in Thailand kaum etwas mit. Wir überlegen, wie wir den Feiertag begehen wollen und beschließen, uns anstelle einer Predigt den aktuellen Oster-Podcast von HossaTalk anzuhören.

Ab morgen sind wir wieder on the road!

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