Im Westen von Belize liegt San Ignacio, die fünfte Station unserer Reise durch Mittelamerika. Schon vor zwei Jahren schwärmten uns Freunde von diesem bunten, gepflegten Städtchen vor. Und so hatte San Ignacio schon sehr früh einen festen Platz in der Planung unserer Reiseroute.

San Ignacio ist bestens auf Fremdenverkehr eingestellt, zumal die Grenze nach Guatemala kaum eine halbe Stunde entfernt liegt und viele Touristen hier Station machen. Im Vergleich etwa mit Orange Walk und Belize City kommt uns die Stadt sauber und gepflegt vor. Wir sehen hier und da teurere Autos herumfahren. Und obwohl die staatliche Schulpflicht mit der achten Klasse endet, begegnen uns regelmäßig ältere Mädchen in Schuluniform. Möglicherweise gibt es hier also etwas mehr Wohlstand als im restlichen Land.

Die Innenstadt ist klein und überschaubar; vom Busbahnhof aus sind viele Unterkünfte, Läden und Ess-Gelegenheiten bequem zu Fuß erreichbar. Unterkünfte gibt es auch in Santa Elena auf der anderen Seite des Flusses; von dort aus ist dagegen alles deutlich weiter weg.

Unterkunft

In San Ignacio kommt man auch mit weniger üppigem Budget gut unter. Am besten ist es natürlich im Stadtkern, von wo aus man alles Notwendige (Bus etc.) zu Fuß erreichen kann.

Wir können das Tia Maria Guesthouse empfehlen: Das Hotel hat einen großen Balkon (mit Hängematten!) mit genügend Auslauf für Theo. Direkt angeschlossen ist außerdem eine Küche, die Gäste mitbenutzen können. Hier sitzen wir bequem am eigenen Frühstückstisch und hören die Stadt erwachen.

Essen

San Ignacio ist kulinarisch erstaunlich bunt. Neben mexikanischem Fast Food (Burritos, Enchiladas, …) auf der Straße gibt es auch asiatische Küche. Unser heißer Tipp ist das Ko-Ox Han Nah, das ganz hervorragende Maya-Gerichte serviert. Das Frühstück dort ist allerdings nicht ganz so spektakulär, wie es der Lonely Planet behauptet.

An der Ecke West Street / Eve Street gibt es eine passable Bäckerei. Die leckeren Fruchtsäfte auf der Straße werden auf Wunsch auch ohne Zucker zubereitet.

Was tun in der Stadt? San Ignacio mit Kindern

Der lokale Markt liegt wenige Meter vom Busbahnhof und hat unter der Woche täglich geöffnet. Samstags ist großer Wochenmarkt – eine Gelegenheit, Früchte des Landes zu probieren oder kleinere Souvenirs zu kaufen.

Am Flussufer gleich dahinter kann man sich etwas Abkühlung an heißen Tagen verschaffen. Das Wasser ist an den meisten Stellen klar und sauber. An den kleineren Buchten ist die Strömung nicht besonders stark, so dass auch die Kleinen ins Wasser können. Nackt Baden ist für Kinder hier übrigens nicht so üblich wie in Europa. Bei Regen tritt der Fluss allerdings schnell über die Ufer.

100 Meter vom Busbahnhof liegt ein größerer Sportplatz, auf dem auch einige Spielgeräte stehen. Die Rutsche und die Schaukeln haben sicher schon bessere Tage gesehen, Theo hat den Platz trotzdem tief ins Herz geschlossen. Besonders spannend fand er die Reiter, die hier mit ihren Pferden auf der Wiese trainieren.

Ein Highlight für Kinder ist das Iguana Conservation Project im San Ignacio Resort Hotel (das wiederum am Weg nach Cahal Peche liegt, s. u.). Leguane haben in Belize zwar keine natürlichen Fressfeinde, geraten aber in der menschlichen Zivilisation immer wieder wortwörtlich unter die Räder. Dieses Projekt sammelt verletzte oder kranke Tiere, pebbelt sie auf und entlässt sie schließlich wieder in die freie Wildbahn.

Täglich sind zu verschiedenen Uhrzeiten Führungen ins Gehege möglich, die ziemlich teuren Tickets (18 Belize-$ p. P., Stand April 2018) werden an  der Hotelrezeption verkauft. Theo war erwartungsgemäß schwer beeindruckt von den Reptilien (“Hallo, Lego!”). Die besonders großen, bis zu 2 Meter langen Exemplare nannte er “Drache”. Keine schlechte Wortwahl! Die Tiere spucken natürlich kein Feuer, außerdem sind sie so gut an Menschen gewöhnt, dass sie normalerweise weder kratzen, noch mit dem langen Schwanz zuschlagen.

Touren

Von San Ignacio aus werden Höhlentouren in die Umgebung angeboten (ab 80 USD p. P., Stand 2018). Bei jungen Backpackern erfreuen sich z. B. CaveTubing im Schlauchboot oder Klettern in den ATM Caves (die nicht etwa nach einem Geldautomaten benannt sind!) großer Beliebtheit. Für kleinere Kinder sind sie aber meistens nicht geeignet: Die Wege im Geländewagen sind ziemlich weit und unbequem und die Trekking-Touren kamen uns für kleine Beine zu anspruchsvoll vor.

Florian hat einen Ausflug zu den Höhlen von Barton Creek unternommen. Vom Kanu aus erkundet man eine weit gestreckte Fantasy-Welt aus Gesteinsschichten und bizarren Felsformationen. Unsere großen 12V-Scheinwerfer werfen vielarmige Schattenfiguren an die Wand, in fünf bis zehn Metern Höhe erspähen wir Fledermausnester. Die hier lebenden Maya beerdigten Verstorbene in dieser Höhle, die offenkundig das Tor zur Unterwelt darstellt. Eine absolut glaubhafte Vorstellung für alle, die einmal in diese ganz besondere Finsternis eingetaucht sind.

Der Guide, David, ist ein echtes Urgestein der Region und hat die Höhle (nach eigenen Angaben) als Erster allein ausgekundschaftet. Für Geologen ist die Tour sicher ein reines Disneyland, für Laien ist sie dank Davids unterhaltsamer Führung immer noch aufschlussreich und phantasieanregend (David’s Adventure Tours)

Auch in der Region von San Ignacio leben Mennoniten. Unser Mennoniten-Besuch in Orange Walk war für uns schon sehr anregend – wer von San Ignacio aus eine entsprechende Tour sucht, wird z. B. bei Abe Gutierrez fündig, dem netten Taxifahrer, der uns zuletzt zur guatemaltekischen Grenze gebracht hat (abegutierrez2017@gmail.com).

Maya-Ruinen

Die Ruinen von Cahal Peche kann man am einem Vormittag ohne Schwierigkeiten zu Fuß besuchen. Man läuft am Western Highway rechts an der Polizeistation vorbei, dann ca 20 Minuten bergauf. Mit Google Maps kein größeres Problem, zumal wir im Vorfeld die Regionalkarten von Belize herunter geladen hatten.

Die Ruinen selbst sind, ähnlich wie Lamanai, mit Bäumen überwachsen und dadurch angenehm schattig und kühl. Theo konnte weitgehend gefahrlos klettern und Stöcke sammeln.

Ein weiterer halber Tagesausflug führt zu den stattlichen Pyramiden von Xuanantunich. Sie liegen nahe an der Straße Richtung Guatemala. Man nimmt entweder ein Taxi für 20 Belize-$ oder den Bus Richtung Benque Viejo del Carmen, der alle 30-60 Minuten in beide Richtungen fährt (2 Belize-$ p. P., alle Preise Stand April 2018). Am Zielort setzt man mit einer kostenlosen Fähre über dem Fluss und läuft dann nochmal ca 15-20 Minuten den Berg hinauf.

In Xuanantunich gab es endlich richtige (wiederhergestellte) Maya-Inschriften zu sehen. Florian hat den Ausflug alleine gemacht, für Theo hätte es auch zu wenig Schatten gegeben. Von der größten Pyramide aus genießt man freie Sicht bis weit nach Guatemala hinein.

Von San Ignacio aus werden sogar Tagestouren nach Tikal angeboten, wofür man zweimal die Grenze nach Guatemala überqueren muss. Wir haben Tikal später von Flores (Guatemala) aus besucht, von wo aus der Weg deutlich kürzer ist als von San Ignacio. Je weiter die Anfahrt nach Tikal, desto später am Tag kommt man vor Ort an. Und wenn sich der Dschungel erst einmal richtig aufgeheizt und mit Touristen gefüllt hat, ist es nicht mehr besonders angenehm. Darum empfehlen wir den Tikal-Trip von San Ignacio aus höchstens für ganz eilige Reisende, die in Guatemala ohnehin nicht weiterreisen würden.

In den Höhlen von Che Chem Ha in der weiteren Umgebung ist eine große Sammlung von Maya-Töpfereien zu besichtigen. Was wir aus Zeitgründen leider nicht mehr geschafft haben.

Weiterreise von San Ignacio nach Guatemala 

Zur nahegelegenen Grenze nach Guatemala kommt man per Bus oder mit dem Taxi. Fürs Taxi haben wir den in San Ignacio wohl üblichen Festpreis von 30 Belize-$ gezahlt (alle Preise Stand April 2018). Sparfüchse können auch mit dem Bus weiter nach Benque Viejo del Carmen fahren. Von dort aus sind es allerdings noch einige Kilometer zu laufen. Taxis von Benque aus verlangen für diese kurze Strecke, dem Vernehmen nach, ziemliche Mondpreise. 

Auf der belizianischen Seite der Grenze mussten wir für zwei Personen eine Ausreisegebühr von 40 US-$ bezahlen. Die Einreise nach Guatemala war dagegen kostenlos. Auf der guatemaltekischen Seite warten Horden von Taxifahrern darauf, Touristen in Beschlag zu nehmen. Hier ist Sparen aber relativ einfach: Man geht unbeirrt geradeaus über die Brücke und dann die erste Straße links. Dort gibt es eine Station mit Kleinbussen, die z. B. für 30 Quetzales p. P. weiter nach Flores fahren.

Fazit

Wie überhaupt in Belize, fällt uns in San Ignacio besonders die entspannte, freundliche Stimmung auf. Die Einheimischen sind nett, hilfsbereit, offen und kein bisschen aufdringlich. Wir bekommen nichts “angedreht”: Tour-Anbieter denken sehr ernsthaft darüber nach, was für Kinder geeignet ist und was nicht. Statt uns auf Biegen und Brechen die eigene Fahrt zu verkaufen, empfehlen sie uns auch schon mal einfach, das günstigere Taxi an der nächsten Ecke zu nehmen. 

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