Der letzte Abschnitt unserer Elternzeitreise führt uns durch Malaysia. Genauer gesagt durch die malaiische Halbinsel. Noch genauer gesagt durch den Westen der malaiischen Halbinsel.

Und wir haben uns einiges vorgenommen. Wir bestaunen die Skyline von Kuala Lumpur rund um die formvollendeten Petronas Towers, spazieren durch die Cameron Highlands und genießen die frische Luft auf den Teeplantagen, entdecken Höhlentempel in Ipoh und Streetart in Penang, faulenzen auf Langkawi am Strand und unternehmen zuletzt noch einen Abstecher ins lässige, geschichtsträchtige Melaka.

Während dieser dreieinhalb Wochen blicken wir bereits auf vier weitere Monate in Südostasien zurück. Immer wieder vergleichen wir Malaysia mit unseren bisherigen Erfahrungen in Thailand, Vietnam, Kambodscha und Indonesien. Und wir kommen zum Ergebnis: Hier ist das Reisen wirklich kinderleicht. Das heißt, es ist erstens leicht und zweitens leicht für Kinder. Warum? Das hat fünf Gründe:

1. Englisch

Unser erster Gedanke in Malaysia: Wow, die verstehen uns ja! Angestellte im Hotel oder am Ticketschalter im Bahnhof, Taxifahrer oder Passantinnen: Alle sprechen passables bis gutes Englisch.

Vorher war die Verständigung immer wieder mühsam. Wir knirschen heute noch mit den Zähnen über jenen indonesischen Rezeptionisten, der nichts gegen die Mücken in unserem Zimmer unternehmen wollte, weil ihm die Vokabel “Mosquito” unbekannt war.

In Malaysia wäre das sicher nicht passiert. Wir können Jeden fragen – und bekommen stets eine freundliche, hilfreiche Antwort.

2. Spielplätze und Wickelräume

Was wir auf unserer Reise bisher oft vermisst haben, war ein Ort, an dem Theo einfach mal rennen und spielen kann, ungestört von den ganzen Verboten und Gefahren, die das Leben als Kleinkind so schwierig machen. Ein Spielplatz eben. Und wie glücklich war er noch in Phuket (Thailand), wo er zum ersten Mal allein auf die Rutsche geklettert und dann ohne Hilfe hinunter gerutscht ist, angefeuert und bejubelt von seinen stolzen Eltern!

Meistens waren Spielplätze in der Region Mangelware oder lagen weiter außerhalb (z. B. in Hanoi). In Malaysia dagegen haben wir wirklich überall welche gefunden. Und ausgiebig besucht. Außer auf Langkawi. Denn da gibt es ja schon den Strand.

Theos “schönstes Ferienerlebnis” war vermutlich der Spielplatz in Tanah Raga (Cameron Highlands), wo eine große Auswahl Bobbycars zur Ausleihe bereit stand (“Auto! Auto! Auutoooh!”), inklusive Bagger (“Ba?”). Da kriegten wir ihn nur mit äußersten Kraftanstrengungen wieder raus. Und dann waren da noch die beiden Mädchen (“Mih!”), die wie zwei große Schwestern lange mit ihm gespielt haben.

Richtig gut gefallen hat uns der Spielplatz im Park gleich hinter den Petronas Towers in Kuala Lumpur. Er ist nicht nur riesengroß – man kann ihn schon eher als Spielgelände bezeichnen -, sondern er umfasst außerdem noch einen coolen Wasserspielplatz, wo die Kleinen nach Herzenslust planschen dürfen. Allerdings nur unter der strengen Aufsicht der örtlichen Sittenwächterinnen. Sobald ein Kind die Badehose verliert, ertönt ein schriller Pfiff. Von FKK ist man hier noch weit entfernt. Anderseits gibt es hier immerhin öffentliche Toiletten und Umkleideräume.

Wickelräume sind in Südostasien allgemein nicht sehr weit verbreitet. In Malaysia dagegen haben wir sie bereits am Flughafen Kuala Lumpur gefunden.

In größeren städtischen Einkaufszentren gibt es auch oft welche, mit angrenzenden verschließbaren Nursery Rooms für stillende Mütter. Diese Wickelräume sind laut Beschilderung aber oft nur für Frauen gedacht. Florian fühlt sich hier drinnen deswegen wie ein sprichwörtlicher Fremdkörper.

Das bringt uns etwas in die Bredoullie: Einerseits wollen wir die malaiischen Mütter nicht unnötig irritieren. Andererseits finden wir, dass Papas gleichberechtigt an den Wickeltisch gehören. Letztendlich ist Florian meistens mit rein gekommen, außer in diejenigen Wickelräume, die von einer eigenen Aufpasserin bewacht wurden. Ja, auch das gab es wirklich.

In Deutschland ist es doch auch nicht besser: Wenn es bei uns in öffentlichen Gebäuden überhaupt Wickeltische gibt, sind sie nicht selten einfach an die Damentoilette angeschlossen. Männer haben ja scheinbar keine Kinder. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

3. Transportmittel

Frisch gelandet in Kuala Lumpur, suchen wir nach einem Weg in die Stadt. Zunächst mit mulmigem Gefühl. Denn nach sieben Wochen sitzen uns immer noch die balinesischen Taxifahrer in den Gliedern, die uns am Flughafen Denpasar regelrecht verfolgt hatten. Am Flughafen Siem Reap (Kambodscha) wiederum gibt es nur Taxis mit Einheitspreisen. Die sich ganz schön gewaschen haben. Wem das zuviel ist, der muss eben laufen. Abzocke allerorten.

Am Flughafen Kuala Lumpur funktioniert das völlig anders. Es gibt nicht nur einen bestens ausgeschilderten klimatisierten Bus vom Flughafen in die Stadt. Sondern wir werden ohne Aufpreis anschließend per Shuttle in unser Hotel verfrachtet. Kosten: lächerliche 18 MYR (ca. 3,60 €) p. P.

Am nächsten Tag verwöhnt uns Kuala Lumpur mit seiner bestens ausgebauten Metro. Die Züge fahren alle paar Minuten. Es gibt einen lesbaren Streckennetzplan und selbsterklärende Ticketautomaten. Wir schmelzen vor Glück. Wir brauchen niemanden zu fragen und sind Ruckzuck dort, wo wir hin wollen. Vom Wirrwarr in Bangkok ist diese durchgetaktete Metropole weit entfernt.

Auch die Straßen und Gehwege sind meist in hervorragendem Zustand. Malaysia ist das erste Land auf unserer Reise, in dem sich ein Kinderwagen wirklich gelohnt hätte.

Die Fernzüge waren im Ramadan leider schon weit im Voraus ausgebucht. Meist müssen wir wohl oder übel auf den Bus ausweichen (Theo: “Buuus!”). Au weia. Zum Glück haben die malaiischen Fernbusse großzügig bemessene Sitze, nur drei pro Reihe (statt wie bei uns üblich 2×2). Richtig großen Spaß macht Theo das Busfahren zwar immer noch nicht, aber wenn wir es schon in einem Bus aushalten müssen, dann in Malaysia.

Und sind da noch diejenigen Strecken, die zu kurz sind, um eine Busverbindung zu suchen (falls es eine gibt) und zu lang, um mit Kind und vollgepackter Wickeltasche zu laufen. Dafür haben wir Uber. Diese App für private Taxi-Dienstleistungen funktioniert in Malaysia ausgezeichnet. Indonesische Uber-Fahrer dagegen rufen komischerweise meist zuerst auf dem Handy an, um nach dem Weg zu fragen, den die App ihnen auf dem eigenen Handy sowieso zeigt. Worauf dann ein mühsames Gespräch folgt, das dann wieder an der englischen Sprache scheitert, s. o.

[Update (2019): Anscheinend ist Uber in Malaysia inzwischen weitgehend vom parallelen Dienst Grab abgelöst worden, der allerdings nach demselben Prinzip funktioniert.]

Hier läuft dagegen alles wie am Schnürchen: Abholung nach wenigen Minuten, angenehme Fahrt, Spottpreis. Durch Bonusprogramme bedingt, fahren wir teilweise sogar kostenlos. Um dem Lohndumping entgegenzuwirken, legen wir aber meist noch ein Trinkgeld drauf.

Mit Uber kommen wir schnell vorwärts, wofür wir mit Kind mehr als dankbar sind. Ständig in fremde Autos einzusteigen, macht Theo nichts aus. Er klettert auf den mittleren Sitz der Rückbank und verkündet wissend: “Auto! Auto!” Wahrscheinlich denkt er inzwischen, man kann einfach in jedem Auto mitfahren, das zufällig irgendwo hält.

4. Kulturelle Vielfalt

Seit die britischen Kolonialherren im großen Stil ausländische Arbeitskräfte ins Land brachten, leben in Malaysia drei Volksgruppen zusammen: Malaien, Chinesen und Inder. Für Touristen hat die starke multikulturelle Prägung einen ganz simplen Vorteil: Es gibt mehr Sehenswürdigkeiten. Irgendwas will man ja schließlich sehen und hier ist es ganz leicht zu finden. In den Innenstädten von Kuala Lumpur, Georgetown und Melaka liegen jeweils ein geschäftiges “Chinatown” und ein buntes “Little India”, aus dem schon morgens laute Musik dröhnt.

Die drei Gruppen unterscheiden sich nicht nur ethnisch, sondern vor allem religiös. Neben prächtigen Moscheen (wie z. B. der Masijd Jamek oder der Nationalmoschee in der Hauptstadt) gibt es zahlreiche hinduistische und chinesische Tempel.

Zu dieser Vielfalt kommt außerdem noch das Erbe der kolonialen Architektur, das z. B. in Ipoh bestens in Schuss ist und in Georgetown gerade mit UNESCO-Mitteln restauriert wird.

Kurz: Man braucht einfach nur loszulaufen und das Stadtbild zu genießen. Es wird sofort ein Spaziergang durch die Welt und durch die Geschichte. Umso schöner, wenn er noch mit hipper Streetart garniert ist.

5. Essen

Das Essen ist in Malaysia ebenso vielfältig wie die Bewohner. Von Satay-Spießen und Nasi Goreng in allen Variationen zu indischen Currys und Peking-Ente sind es meist nur wenige Minuten zu laufen. Dazu kommen Crossover-Gerichte (“Chinese Halal”) und westliche Schlager wie Pommes, Pizza usw.

Täglich neues Essen auszusuchen ist an sich schon eine der schönsten Ferienroutinen, die wir uns vorstellen können. Familien kommt das reiche Angebot aber nochmal besonders entgegen. Hier müsste eigentlich für jeden noch so wählerischen Gaumen irgendwas dabei sein.

Und zu allem Überfluss ist das Essen in Malaysia auch noch wahnsinnig günstig. Der Appetit ist die einzige Grenze beim Schlemmen. Und vielleicht die Hosengröße. Aber eher nicht der Geldbeutel. Im Gegenzug waren unsere Unterkünfte im Schnitt 4-5 € teurer als in Thailand oder Indonesien. Dafür ist aber auch der Standard etwas höher. Wir zahlen mehr, bekommen aber auch mehr.

Fazit

Malaysia ist ein hervorragendes Reiseziel für Individualtouristen und Backpacker mit Kindern, die es sich möglichst einfach machen wollen. Es ist sozusagen das westlichste Land in Südostasien.

Welche Erfahrungen habt Ihr auf Reisen gemacht? Welche Länder fandet Ihr besonders kinderfreundlich und warum? Schreibt uns einfach in die Kommentare!

* Nein, für diese Anmerkung kriegen wir kein Geld von Uber. Leider.

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