Einen ganzen Monat haben wir auf Bali verbracht. In diesem Artikel schildern wir unsere Erfahrungen, geben Tipps und lassen ein bisschen Dampf ab.

Fazit vorweg: eher ernüchtert

Unter Reiselustigen ist diese Insel längst schon ein Mythos: Bali steht für Strand und Palmen, für Tempel, Wasserfälle und Wälder, für exotischen Tanz und mystische Zeremonien. Bali ist der Sehnsuchtsort für Aussteiger, Sinnsucher und Alternative, für Yogafreunde und digitale Nomadinnen. Bali ist der Inbegriff von “schöner, ferner Ort”.

Auch unter Elternzeitreisenden erfreut sich die indonesische Insel, die jährlich drei Millionen Tourist*innen aufnimmt, bester Beliebtheit. Bei Reisebloggern und YouTuberinnen hören wir im Vorfeld von hippen, offenen Aussteiger-Communities, von Einheimischen, die blonde Kinder förmlich vergöttern, von herrlichen Stränden, spottbilligem Wohnraum und ganz allgemein lässiger, entspannter Stimmung.

Nach etwa einem Monat auf Bali waren wir ehrlich gesagt, nun, eher ernüchtert. Vielleicht waren unsere hohen Erwartungen auch Teil des Problems, aber so richtig begeistern konnte Bali uns jedenfalls nicht. In diesem Artikel teilen wir einige unserer Erfahrungen aus dem Abstand von 1,5 Jahren.

Zu Hause woanders?

Unser Plan für Bali, den wir auch in unseren fünfzig Reisezielen formuliert hatten, lautete: einen Monat lang aussteigen. Konkret wollten wir ein Haus mieten, dort selber kochen (am liebsten lokale Küche mit lokalen Lebensmitteln) und täglich zum Yoga schlendern. Für ein paar Wochen in einem Zuhause wohnen, das sich durch und durch nach Freiheit anfühlt.

In der Praxis hat die Suche nach einem Haus doch etwas länger gedauert als gedacht. Im Internet und diversen Facebook-Gruppen werden Häuser zwar auch online angeboten – aber natürlich mieten wir nicht die Katze im Sack. Wir haben uns daher in Ubud durchgefragt und die Aushänge in den Geschäften und der Bibliothek durchforstet. Die meisten halbwegs akzeptablen Häuser, die wir gefunden haben, lagen deutlich über unserem Budget (max. 350.000 IDR/Nacht, Stand 2017 – bei Zeiträumen von mehreren Monaten gibt es allerdings wohl manchmal deutliche Preisnachlässe).

Vor allem lagen sie aber meist deutlich außerhalb der Stadt. Ohne Motorroller ist da nichts zu machen. Den hätten wir zwar höchstwahrscheinlich auch ohne Führerschein mieten können, allerdings war uns der Verkehr in den vollgestopften Straßen um den Ortskern herum dafür am Ende doch zu unübersichtlich. Am Ende machten wir es uns einfach und blieben im Homestay.

Die kleinen Abzocken des Alltags

Touristen sind eine wichtige Geldquelle auf der Insel – und werden auch so behandelt. Das Geschäft  lauert überall, insbesondere da, wo wir nicht damit rechnen. Einige Beispiele:

Uber ist von der Insel weitgehend verbannt. Dieser auf Malaysia oder auf Java günstige Transportweg steht auf Bali nicht offen. Den eigenen Fahrer gibt es nur mit Taxi. Und deren Preise steigen rasant. Für unsere Fahrt zur Schokoladenfabrik Bigtree Farm südlich von Ubud haben wir 2017 doppelt so viel bezahlt, wie im Lonely Planet 2016 angegeben war.

Überhaupt sind die Taxifahrer auf Bali wahnsinnig aufdringlich. Kaum in Denpasar gelandet, werden wir belagert und “verfolgt”. Ein wenig unheimlich fühlt sich das schon an. Zum Glück haben wir im Reiseführer gelesen, dass die Bluebird Taxis, die vertrauenswürdig nach festen Taxametern fahren, beim Parkhaus gegenüber vom Flughafen zu finden sind.

Wer sich keine Touri-Shuttlebusse, Taxis oder persönliche Fahrer leisten mag, kann in die “Bemos” genannten alten Bullis einsteigen, die über die Insel kurven. Reisen wie die Einheimischen, dachten wir uns. Dachten wir. Anders als in allen anderen Ländern, die wir bereist haben, nimmt man hier aber von Touristen anscheinend deutlich höhere Preise. Dass wir handeln müssen, macht uns nicht so viel aus. Dass die Anderen, die mitfahren, uns nicht sagen wollen, was sie für dieselbe Fahrt bezahlen, fühlt sich dagegen ziemlich komisch an.

Richtig ärgerlich war die erste Rundtour von Ubud aus. Unser Gastgeber verkaufte uns einen Tag mit Fahrer über einige Sehenswürdigkeiten – Tempel, Reisfelder, alles dabei. Oder so ähnlich. Es stellte sich heraus: Wir konnten zwar alles besichtigen, mussten aber bei jeder einzelnen Sehenswürdigkeit nochmals Eintritt bzw. Maut bezahlen – obwohl wir zuvor ausdrücklich gefragt hatten, ob alle Kosten bereits enthalten sind. Ein reines Verständigungsproblem? Oder hat das System? Wir sind inzwischen misstrauisch.

Allerdings sollten wir auch ergänzen: Im Mai 2017 waren wir bereits seit drei Monaten unterwegs. Vielleicht hat sich da auch eine Art grundsätzliche Reisemüdigkeit breitgemacht, die ab und an schlechte Laune bringt. Trotzdem schlägt das ständige Gefühl, niemandem richtig trauen zu können, mit der Zeit etwas aufs Gemüt.

Das nächste böse Erwachen kam dann aber im Oktober 2017 mit einem Anruf unserer Kreditkartengesellschaft: Von Bali aus waren einige hundert Euro abgehoben worden; anscheinend hat man unsere Kreditkarte in einem der freistehenden Geldautomaten kopiert und anschließend missbraucht. Zum Glück hat die Bank den Schaden übernommen, im Gegenzug gegen unsere schriftliche Versicherung, die Karte nicht aus der Hand gegeben zu haben. Aber ob das immer so glatt abläuft? Wir möchten es lieber nicht herausfinden.

Dafür lohnt sich Bali

So, das musste einfach mal raus. Um fair zu bleiben: Natürlich gibt es auch viel Schönes auf Bali. Dazu gehört zuallererst die Architektur: In Bali lohnt es sich immer wieder, an Anwesen vorbei zu schlendern / zu fahren und Torbögen zu bewundern. Bali ist außerordentlich sauber und aufgeräumt, ein Ort, an dem es sich aushalten lässt.

Zudem ist das Preis-Leistungsverhältnis nach wie vor ungeschlagen, insbesondere was den Bereich “Unterkunft” betrifft – selbst im Vergleich zu Thailand. Auf Bali kamen wir zu dritt (1 Kind, 18 Monate) mit unter 60 € am Tag über die Runden – und haben uns weder gelangweilt noch gequält. Was aber vielleicht auch daran lag, dass wir in Ubud irgendwann keine Lust mehr auf Ausflüge oder Aktivitäten hatten.

Auch die Vielfalt an Angeboten spricht definitiv für Bali. Sightseeing, Bergwandern, Strand, Tauchen, Kultur – alles das findet sich hier auf engem Raum komprimiert. Bali auf jeden Fall eine Adresse für alle, die möglichst viel Unterschiedliches unternehmen wollen.

Wohin auf Bali?

Sehr vereinfacht gesagt, lassen sich auf Bali vier Reiseziele unterscheiden.

1. Der Süden: Strand, Ressort, Ballermann

Der Süden Balis ist gewissermaßen der Mallorca-Urlaub für Fernreisende. Kuta, Touristenmeile und gefühlter Ballermann der Insel, liegt in unmittelbarer Nähe zum Flughafen. Etwas gehobeneren Strandurlaub genießt man dagegen in Canggu oder Seminyak (dem Vernehmen nach gibt es außerdem in Sanur ein bestens ausgerüstetes Krankenhaus).

Wer “straightforward”-Strandurlaub erwartet, wird vom Süden Balis nicht enttäuscht sein. Trotzdem sind die Strände nicht unbedingt der größte Pluspunkt der Insel – spektakulärere Strandlandschaften finden sich vor allem in Thailand.

2. Ubud: Das kulturelle Herz

Tanz, Musik, Spritualität: Ubud, das kulturelle Zentrum Balis, bietet all you can culture. Wir haben zwei Wochen in Ubud Station gemacht und Musik-Aufführungen, Yoga, Meditation, Gamelanstunden, Raw Cake und wilden Reis ausprobiert. Mit wachsender Liebe.

Nichtsdestotrotz: Ubud ist ein touristischer Hotspot. Den ständigen Refrain “Taxi, Taxi? Massage, Massage?” auf der Straße muss man schon abkönnen. Und warum westliche Yoga-Lehrer westliche Yoga-Schüler ausgerechnet in Indonesien unterrichten, ist vielleicht keine ganz so dumme Frage.

3. Eine ruhige Kugel schieben an der Nordküste

Abstand vom Trubel der Südseite bieten kleine Nester wie Lovina im Norden, wo man übrigens auch das indonesische Visum verlängern kann. Der Norden der Insel eignet sich hervorragend zum Nichtstun und zum In-den-Tag-Hineinleben. Viel mehr gibt es dort auch nicht zu erleben; die vielen Tauch- und Schnorchelspots etwa in Pemuteran genießen aber einen guten Ruf. Auch der schwarze Vulkanstrand bei Amed ist einen Abstecher wert.

4. Die Gili-Inseln

Die Gili-Inseln liegen kurz vor Lombok und gelten als kleine Urlaubsparadiese. Travel Agencies auf Bali bieten täglich Verbindungen mit dem Bus und Schnellboot an – die Boote legen in Padangbai ab und fahren etwa 40 Minuten lang. Mehr über die Gilis schreiben wir in unserem Artikel über Gili Air, wo wir auch einige Tage zugebracht haben. Um gleich zu spoilern: Schön war es schon, vom Hocker gerissen hat es uns nicht.

Wer von Euch war schon auf Bali und wie sind Eure Erfahrungen? Haben sich alle Erwartungen erfüllt? Oder wird Bali überschätzt? Schreibt es uns in die Kommentare!

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